Great Expectations
- ohwsia
- 19. Okt. 2014
- 4 Min. Lesezeit
Selbst Dicken schrieb schon vor knapp 150 Jahren über die großen Erwartungen, die das Leben bestimmen. Natürlich hatte ich auch große Erwartungen an diese Reise, aber ähnlich wie bei Dickens gibt es immer irgendwelche höheren Mächte, die sich dem Ganzen in den Weg stellen. Aber erstmal von vorne.
Am Mittwoch fand endlich mein Einführungstag statt. Obwohl ich sehr schlecht geschlafen hatte wegen der Hitze und einem Stromausfall, der den Ventilator lahm legte, ging es schon früh los ins Büro. Das Büro liegt im Zentrum von Dar es Salaam im sogenannten Bankenviertel. Hier wird einem erst einmal bewusst, dass die Stadt zwei Gesichter hat. Statt kleinen Hütten und Verschägen, dreckigen Gräben und holprigen Wegen gibt es hier ein Straßensystem, Hochhäuser und sogar westliche Fastfoodketten. Da war ich doch stark überrascht. Der Einführungstag begann mit einer wirklich ausführlichen Erläuterung der Geschichte von Dar es Salaam bzw. Tansania generell. Der Mensch, der mir diese Dinge geduldig erklärte machte seinen Job wirklich gut, nur waren es einfach viel zu viele Infos für mein unausgeschlafenes Gemüt. Im Anschluss an die zweistündige Theorie ging es zur Stadtführung. Bei 33°C und absolut keinem Wind sind wir vier Stunden durch Dar es Salaam marschiert. Dementsprechend erschossen war ich abends im Student House. Abends haben wir uns eine Fahrt an den Strand zur Coco Beach Bar gegönnt. Bei einem gekühlten Glas Amarula und wilden Karaokeeinlagen ließ sich der Tag super ausklingen.
Am Donnerstagnachmittag sollte ich endlich in den Zoo ziehen. Das hieß für mich, dass ich meine dreckige Wäsche waschen musste. Dummerweise hatte ich diese in einer Tüte auf dem Boden stehen gelassen, sodass es sich kleine Krabbeltierchen zwischen meinen Schlüpfern gemütlich gemacht haben.
Als ich auch das Problem beseitigt hatte und meine Wäsche fröhlich im Wind flatterte konnte ich also anfangen meinen ganzen Krams und Krempel irgendwie wieder in die Koffer zu stopfen. Am späten Nachmittag saß ich also mit Sack und Pack im Student House und hab gewartet, dass ich abgeholt werde. Eine Stunde nach der vereinbarten Zeit kam endlich mein Guide… …um mir mitzuteilen, dass ich nicht in den Zoo ziehen kann, da die kein fließendes Wasser haben zur Zeit. Mpf... also wieder alles auspacken. Am Freitag bin ich morgens zum Zoo gefahren worden. Der befindet sich auf der anderen Seite von Dar es Salaam, sodass man mit der Fähre fahren muss. Was ich schon festgestellt habe ist, dass Distanzen in Tansania einen ganz anderen Wert haben. Realtiv kurze Strecken können sich stundenlang in die Länge ziehen, wenn der Verkehr oder die Straßen schlecht sind. Es hat also anderthalb Stunden gedauert, bis ich überhaupt im Zoo war. Im Zoo mussten wir wiederum eine Stunde warten, bis jemand mich an der Rezeption abholte. Ich wurde einem Zookeeper anvertraut, der mir eine Rundführung gegeben hat. Ich durfte die Strauße füttern und hab einen kleinen Affen gestreichelt. Nach etwa zwei Stunden war ich mit der Rundführung fertig. Damit ich mich ausruhen konnte, wurde ich in eine kleine Hütte gebracht, die aber offensichtlich schon seit längerem umbewohnt und von diversen Insekten eingenommen wurde. Da ich nicht unbedingt länger als nötig warten wollte, rief ich also einen Guide im Student House an, der mir versicherte mich zu vier Uhr abzuholen. Ich wartete also, und wartete und wartete. Um halb sechs teilte mein Guide mir mit, dass er noch eine Stunde etwa brauchen würde. Ich saß also im Zoo, es wurde langsam dunkel (es wird ab halb 7 duster) und es kam und kam niemand. Irgendwann kam ein kleines Tuk Tuk angebraust und ein Guide rief an um mir zu sagen, dass er immer noch im Stau stecke und ich ihm mit dem Tuk Tuk entgegen kommen solle. Wir fuhren also eine ganze Weile durch das Niemandsland, bis endlich wieder eine asphaltierte Straße in Sicht kam, an der mich wenig später mein Guide einsammelte. Nach dem Tag war ich fix und fertig. Ich hatte insgesamt 7 Stunden gewartet und wollte einfach nur noch duschen und ins Bett.
Am Samstag hatte ich mich mit dem Leiter der Organisation hier vor Ort zu einem Gespräch verabredet. Ich hatte nämlich von drei Jungs gehört, die das gleiche wildlife-Projekt wie ich gebucht hatten und nun nicht in den Park kamen. Leider gab es für mich keine guten Nachrichten. Das Projekt im Mikumi National Park, welches mir von Deutschland aus versprochen wurde, kann nicht in der Form stattfinden. Obwohl mir versichert wurde, dass das Projekt verhältnismäßig günstig ist, da es staatlich organisiert ist, ist dies definitiv nicht der Fall. Um im Mikumi arbeiten zu können müsste ich täglich Eintritt zahlen, sowie die Lodge, was bei über 120 Dollar täglich liegen würde. So ein Kack! Ich hatte mir natürlich vorher schon meinen Teil gedacht, als ich von den Jungs erfahren habe, die auch nicht in den Park kommen, aber die „offizielle Bestätigung“ von dem Leiter zu bekommen war dann doch ziemlich hart. Da hat man sooooo viel Zeit verbracht, um sich auf diese Reise vorzubereiten. Man hat monatelang gearbeitet, um das Ganze finanzieren zu können und dann sowas! Ich werde die nächsten Tage erstmal in Dar es Salaam bleiben und abwarten, was die Zeit so bringt. Natürlich will ich nächste Woche ein klärendes Telefonat mit meiner Organisation haben und ansonsten muss ich meine Zeit hier so gut es geht nutzen. Diese Reise sollte doch eigentlich was ganz besonderes werden…
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