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Die afrikanische Philosophie des Lebens

So oder so ähnlich könnte der neueste Roman heißen, der sich mit der Lebensweise und dem Alltag in Afrika beschäftigt.

Meine Arbeitslosigkeit in der letzten Woche habe ich erfolgreich genutzt, um mir Gedanken über wichtige Vorsätze und Eindrücke in diesem Land zu machen. Zugegebenerweise ging das am besten, während ich frische Orangen geschlürft und mich im puderweisen Sand am türkisblauen Ozean gesuhlt habe. Als allererstes lernt man in diesem Land zwei Dinge. Nummer 1: pole pole (Swahili für langsam). Hier hat man nämlich Zeit…. Viel Zeit! Mein Guide hat es sehr passend ausgedrückt als er meinte: „Bei euch ist Zeit Geld. Bei uns ist Zeit Zeit.“. So kommt es regelmäßig zu mehr oder weniger gravierenden Zeitverzögerungen. Das bestellte Essen dauert etwa eine Stunde oder bestimmte Erledigungen werden einfach um einige Tage verschoben – so wie es halt gerade passt. Einstellung Nummer 2: Wo nichts geplant ist, ist alles möglich. Ich habe schon feststellen müssen, dass wenn es keine einleuchtende Antwort auf die Frage „wieso denn eigentlich nicht?“ gibt, dann wird es halt gemacht. Dann düst das Bajaj (alias Tuk Tuk) einfach mal im Gegenverkehr am Stau vorbei, oder ähnliches. Wo wir schon zum nächsten Thema kommen. Der Verkehr in der Stadt ist der Horror. Wie ich schonmal geschrieben habe steht man hier regelmäßig stundenlang bei brütender Hitze im Stau. Am besten geeignet sind für diese Fälle entweder die Piki Piki (Motorräder), welche aber auch sehr gefährlich sind, da man sich ohne Schutzkleidung zwischen den ganzen Autos, Bussen, LKWS durchschlängelt. Alternativ gibt es immer noch die Bajaj, die aus einer zweispurigen Straße einfach eine dreispurige machen oder auch mal auf die Wege ausweichen, die als Bürgersteige dienen.

Nun zum Essen. Das Thema Nummer eins bei uns Volunteers ist das Essen. Wir sind zwar immer froh, wenn das Wasser von oben aus der Dusche kommt und wenn wir Strom haben, aber damit kann man sich erstaunlich schnell arrangieren. Das einzige was uns sehr schwer fällt ist die Umgewöhnung des Essens. Milchprodukte jeglicher Art sind Luxus und daher sehr selten. Das Essen hier ist zweckmäßig: essbar aber nicht genießbar. Reis oder Mehlpampe (bekannt als Ugali), dazu ein bisschen Soße (bei uns meist Erdnussbuttersoße) und eventuell mehlige Bohnen oder sehr trockenes Fleisch. Dazu ist das Essen sehr fettig, was schon bei einigen unglücklichen Mitbewohnern zu schwerwiegenden Magenbeschwerden geführt hat.

Zuletzt habe ich zwiegespaltene Gefühle, was den Kontakt mit Einheimischen angeht. Zum Großteil reagieren die Menschen freundlich uns immer hilfsbereit. Man grüßt sich auf den Straßen und tauscht einige Worte Swahili aus. Gerade Kinder freuen sich tierisch, wenn man sie grüßt. Nichtsdestotrotz ist man hier als Weiße etwas Besonderes. Manche Taxifahrer fahren eine extra Runde, um mit ihren Fahrgästen bei Kollegen anzugeben oder man wird einfach oft neugierig begutachtet. Leider gibt es auch täglich die negativen Fälle. Man wird auf offener Straße als „Weiße/ Fremde“ beschimpft, man bekommt schlechtere Preise oder auch abwertende Gesten sind leider sehr häufig. Rassismus spielt hier erschreckenderweise noch eine sehr große Rolle.

Aber nun gut, genug philosophiert. Back to business. Nach diversem Hin und Her mit den Verantwortlichen vor Ort und denen in Deutschland scheint es nun so zu sein, dass mein Projekt im Mikumi Park definitiv nicht in der Form stattfindet. Alternativ werde ich in den Wami Mbiki Park gehen, welcher das Gebiet beschreibt, in dem die Tiere zwischen den Nationalparks wechseln. Leider ist Wami Mbiki kein Nationalpark und die Kommunikation dieser Änderung ist ziemlich schief gelaufen. Mein vorläufiger Plan ist, dass ich mir dieses Projekt anschauen werde und für mich selbst beurteilen muss, ob dies ein gleichwertiger Ersatz für den Nationalpark ist.

Die letzten drei Tage habe ich mit drei Mädels aus dem Student House in Dar es Salaam und zwei Mädels aus Projekten in Lindi in einer kleinen Küstenstadt namens Kilwa verbracht. Kilwa besteht aus drei Teilen: Masoko, Kivinje und Kisiwani. Es gibt dort riesige Ruinen, die teilweise mehr als 1000 Jahre alt sind und von der UNESCO geschützt werden. Trotzdem ist die Stadt sehr ruhig im Gegensatz zu Dar es Salaam. Dar es Salaam ist laut, stinkig und staubig. Kilwa ist einfach nur ruhig und verschlafen. Unsere Zeit haben wir deshalb mit Ruinenklettern und Entspannen am Strand genutzt.

Wie gesagt, morgen werde ich mich in ein rostiges Dalladalla (Bus) begeben und nach Morogoro holpern, von wo aus sich der Rest ergeben wird. Mal wieder gelten die Naturgesetze „pole pole“ und „wo nichts geplant ist, ist alles möglich“ :)

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