Vor allem während der Abiphase habe ich mir ständig gewünscht ganz weit weg zu sein. Am besten an einem warmen Ort mit wunderschönen Stränden und der absoluten Entspannung. Leichtes Meeresrauschen, leckere Cocktails und eine Hängematte unter Palmen…. Das klingt doch paradiesisch. Wie ich festgestellt habe, muss ich, ohne es zu wissen, jahrelang von Zanzibar geträumt haben.
Nachdem Anna entgültig ihre Taschen gepackt und ihr Zimmer in Morogoro geräumt hatte, sind wir am Freitag zusammen nach Dar es Salaam gefahren. Dort erwarteten uns Nadja und Anna, die uns herzlich begrüßten. Obwohl wir ziemlich platt von der Hinfahrt und der krassen Wärme in Dar es Salaam waren, durfte das Standardprogramm nicht fehlen. Nachdem Anya und Lisa am Nachmittag von Zanzibar wieder da waren sind wir zunächst zum Slipway, um eiskalten Frappuccino zu trinken und um ein bisschen im Touri-Zentrum abzuhängen. Abends sind wir im Trinity-Club feiern gegangen. Nachdem wir eine Weile nicht aus Morogoro herausgekommen sind tat es wirklich mal wieder gut Großstadtluft zu schnuppern, sich in den hektischen Verkehr zu stürzen und abends die Möglichkeit wahrzunehmen, feiern zu gehen.
Am Montag ging es dann endlich los in den Urlaub! Mit der Fähre sind wir innerhalb von anderthalb Stunden zur Insel geschippert. Und was für eine Fähre. Wenn man bedenkt, dass die öffentlichen Dalladallas teilweise Löcher in den Böden haben und den Autos ein funktionierender Tacho fehlt, kommt man sich auf der Fähre vor, als hätte man das achte Weltwunder entdeckt. Modernste Technik, Sauberkeit und Komfort sind alles Attribute, die ich schon fast aus meinem Reisevokabular vergessen hätte. Endlich fuhren wir in den Hafen Zanzibars ein. Dies war also die Insel der Gewürze! Nachdem wir die lächerliche Sicherheitskontrolle, die aus einmal Rucksack knautschen bestand, passiert hatten, machten wir uns auf die Suche nach unserem Hostel. Ein Taxi fuhr uns netterweise für einen angebrachten Preis so nah wie möglich ans Hostel heran. Die Straßen in Stonetown sind größtenteils extrem schmal und verwinkelt, sodass höchstens Fahrräder oder Pikipikis dort fahren können. Aber gerade dies macht den Charme der Stadt aus. Anna und ich stellten nur kurz unsere Taschen ab und machten uns unverzüglich auf Entdeckungstour. Relativ planlos liefen wir ersteinmal in die grobe Richtung, in der wir eine Möglichkeit zu Essen vermuteten. Die Häuser hier sind relativ hoch gebaut, die Gassen schmal und alles sieht ein wenig heruntergekommen aus. Wir sind an lauter kleinen Läden vorbeigeschlendert. Natürlich werden größtenteils touristische Souveniers angeboten, aber es gab auch einen Antiquitätenladen mit dem interessantesten Krims und Krams aus aller Welt, sowie Holzwerkstätten, die die für Zanzibar typischen Schnitzereien herstellten. Wir durften den Männern sogar bei der Arbeit zusehen. Mir ist hier sehr stark aufgefallen, dass die Einwohner sehr auf Touristen eingestellt waren. Wir wurden kaum als mzungu (Weißer) beschimpft und wir bekamen oft hilfreiche Tipps und Wegbeschreibungen, ohne dass je jemand Geld dafür verlangte. Unser erster angepeilter Stop hieß Lukmaans und beherbegte eine lokale Curryküche, bei der es für kleines Geld super Mahlzeiten gab. Aber nicht nur mein Hunger wollte gestillt werden, sondern auch mein Kaffeedurst. Lange brauchten wir zum Glück nicht suchen, die Touristenhotspots liegen in Stonetown alle sehr nah beieinander. In einem wirklich süßen, etwas verwinkeltem Café gab es richtig echten Kaffee! Ich wäre der Bedienung beinahe um den Hals gefallen, als sie mir meine Tasse mit dampfendem Milchschaum vor die Nase stellte. Wir sind den Rest des Tages eigentlich mehr oder weniger ziellos durch die Gassen Stonetowns gewandelt. Wir haben gefühlt alle Souvenierläden einmal abgeklappert, sind durch die Kanga-Street gelaufen und haben natürlich auf dem Markt Gewürze gekauft. Als die Sonne langsam Richtung Horizont rutschte, machten wir uns schnurstracks auf den Weg auf eine Rooftopbar im Zentrum. Bei einem süffigen Mojito konnten wir so beobachten, wie die Sonne hinter den Dächern der Stadt unterging. Auf dem Weg ins Hotel bekamen wir doch noch ein bisschen Hunger. Außerdem kamen wir eh an der Promenade zum Hafen vorbei, wo ab Abends die Forodhani Gardens geöffnet haben. Dieser Markt besteht aus kleinen Garküchen, welche lediglich durch kleine Öllämpchen beleuchtet werden und in denen zanzibarisches Essen und lauter Leckereien gekocht und gegrillt werden. Das Angebot war riesig und unser Hunger vergleichsweise klein. Dennoch mussten wir einfach ein kleines bisschen Naschen und sind von Stand zu Stand.
Die Stimmung auf diesem Markt ist Abends wirklich einzigartig. Bei leichtem Kerzenschein ist auf dem Markt immer noch ein reges Treiben und überall preisen Händler ihre Spezialitäten an. So lässt sich der erste Tag auf Zanzibar super zu Ende bringen.
Für den nächsten Tag hatten wir eine Spicetour geplant. So richtig touristisch wurden wir mit vier anderen Deutschen in ein Großraumtaxi bugsiert und auf eine Gewürzplantage gefahren. Durch das grüne Dickicht ging es dann als gesammelter Trupp. Zwischendurch hielten wir an bestimmten Pflanzen, uns wurde gesagt was wir gerade zu sehen bekamen, durften schnüffeln oder probieren und es wurde alles feinsäuberlich in Bildern dokumentiert. Unsere Parade bekam nach unserer einstündigen Dschungeltour sogar ein Mittagessen: Gewürzreis mit Gemüsesoße. Ich hatte mir zugegebenermaßen etwas mehr von der Spicetour erwartet, aber es erwartete uns hinterher noch eine Fahrt zum Strand. Dort bekam ich das erste Mal einen zanzibarischen Strand vor das Gesicht. Ziemlich sprachlos sind Anna und ich durch den Sand gestolpert und waren vollkommen verzückt, wie blau das Wasser war. Der Sand ist absolut weiß und fühlt sich unter den Füßen an wie Mehl, so pudrig wie er ist. Das Meer strahlt förmlich in einem beinahe chemischen Türkis und das Ganze wurde noch eingerahmt von den rot blühenden Weihnachtsbäumen, die etwas abseits standen.
Nichtsdestotrotz hatten wir noch mehr auf unserem Programm, weshalb wir nur ein Stündchen das kühle Nass genießen konnten. Schließlich brauchten wir noch eine handvoll Souveniers und mussten dafür nocheinmal durch Stonetown pilgern. Am Ende des Tages waren unsere Rucksäcke rappelvoll und unsere Geldbörsen ziemlich leer. Trotzdem haben wir noch ein paar Shilling zusammengekratzt und sind in eine Bar direkt am Meer gegangen. Von dort aus konnten wir wunderbar der Sonne dabei zusehen, wie sie scheinbar im Meer unterging.
Viele Menschen mögen jetzt zwar behaupten, wir seien Tierquäler und ignorante Touris, aber das war mir unsere Delfintour definitiv wert. Schon ziemlich früh morgens sind wir aufgebrochen in den Süden, um dort mit wilden Delfinen zu schwimmen. In einem kleinen Boot fuhren wir zunächst hinaus auf das Meer, bis unser Bootsführer die grauen Meeresbewohner entdeckt hatte. Dann ging alles ganz flott. Langsam sind wir an die Tiere herangeschwommen und zack zack ging es ins Wasser. Ich war total aufgeregt, denn direkt unter mir schwammen drei Delfine. Die Viecher sind nur verdammt flink und somit mussten wir schon wieder zum Boot zurückkehren, um ihnen so zu folgen. Einmal schwammen die Delfine unter mir und sind direkt vor meiner Nase hochgetaucht. Ein Delfin hat sich sogar umgedreht und einen Purzelbaum gemacht. Ein anderes Mal war ich gerade ins Wasser gesprungen, als ich mich einer Delfinmama mit ihrem Jungen konfrontiert sah. Ich war so sehr fasziniert, dass ich wie erstarrt blieb und versucht habe keinen Mucks von mir zu geben. Auch die beiden Delfine starrten gebannt zurück, bevor sie flink in tieferen Gewässern verschwanden. So was Tolles hatte ich schon lange nicht mehr erlebt. Es ist wirklich ein geiles Gefühl die Flipper so hautnah zu erleben und ihnen beim Spielen zusehen zu können. Total euphorisch und überwältigt sind Anna und ich dann weiter zu unserer neuen Unterkunft am Strand in Paje. Das Hotel lag direkt am Strand und ist bekannt für seine deutsche Leitung und den benachbarten Parties. Man mag es kaum glauben, aber wenn man den ganzen Tag im Wasser paddelt, versucht mit den Delfinen tempomäßig mitzuhalten und ständig wieder ins Boot rein und raus hüpfen muss, ist man am Ende des Tages hoffnungslos erschöpft. Zum Glück war das gar nicht schlimm, denn hier in Paje hatten wir alles was das Herz begehrt: Essen, Cocktails und den Strand aus dem Reisekatalog.
Ich habe bis zu dem Zeitpunkt nichts erlebt, was auch nur im entferntesten das Aushängeschild „Paradies“ verdient hätte, bis ich diesen Strand gesehen habe. Es war relativ ruhig, es gab kaum Menschen, höchstens ein paar Kitesurfer oder Strandverkäufer. Die Sonne schien, das Wasser war erfrischend kühl und die Szenerie war wahrhaftig ein Traum. So sieht richtiger Urlaub aus!
Hier haben Anna und ich es uns für unsere letzten Tage auf Zanzibar nochmal richtig gut gehen lassen. Tagsüber haben wir bei entspannter Musik und guter Lektüre einfach nur am Strand rumgehangen und für den letzten Abend hatten wir eine Reservierung im „the Rock“ Restaurant. Dieses ist auf einem großen Felsen mitten im Meer gebaut, sodass man nur bei Ebbe dorthin laufen kann oder andernfalls mit dem Boot fahren muss. Das relativ kleine Lokal bot einen super Blick über die Küste und das Meer, man saß ja förmlich mittendrin. Auch das Essen schmeckte himmlisch, ich hatte mir Gnocchi mit Scampi in Vanillesauce bestellt. Mh….
Auf dieser Insel hätte ich es definitiv noch viiiieeel länger ausgehalten, doch alles hat leider mal sein Ende. Gerade für Anna hat sich der Ausflug nochmal richtig gelohnt, so wird sie Tansania hoffentlich in bester Erinnerung behalten!