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The Circle of Life


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Es ist wirklich erschreckend, wie schnell die Zeit vergeht. Es kommt mir wie gestern vor, als ich angekommen bin, alles war noch neu für mich und ich durfte erst einmal erfahren, dass mein Projekt nicht existierte. Schon merkwürdig irgendwie, dass die Reise nun bald zu Ende sein sollte. Dennoch haben wir uns als letzte Reise meine erste zum Ziel gesetzt: Bagamoyo. Als wir aus Lushoto zurück nach Tanga gefahren sind, verbrachten wir noch ein paar schöne Tage mit Jin-Ah und Anna. Wir fuhren zusammen zum Strand, um noch einmal richtig Sonne (und vor allem Bräune) zu tanken, schauten gemeinsam Filme und nutzen somit noch die übrige Zeit. Ich musste allmählich meine Koffer umpacken und die beiden wurden noch mit einigen nützlichen Gegenständen ausgestattet, die ich übrig hatte.

Am Montag wollten wir aber aufbrechen nach Dar es Salaam. Die beiden Mädels mussten sowieso wieder zu Arbeit und außerdem erwarteten Matthias und Luisa uns dort. Der Abschied fiel mir zum Glück nicht allzuschwer. Anna behauptete sowieso, dass das nur ein Abschied auf Zeit wäre, zumal wir schon wieder etliche Treffen in Deutschland geplant hatten.

Die Hitze hatte in den letzten Tagen extrem zugenommen. In den Bussen half selbst der Fahrtwind nichts, der ähnelte eher dem Gebläse eines Föns. Dementsprechend glücklich waren Anya und ich über die klimatisierten Luxusbusse, die zwischen Tanga und Dar es Salaam fuhren. In Dar es Salaam hatte es in letzter Zeit einige Änderungen gegeben. Wie wir schon erfahren hatten, hatte der Misserfolg mit dem Wildlifeprojekt und auch andere Unstimmigkeiten in einigen Projekten dazu geführt, dass die deutsche Organisation die Verträge mit der tansanianischen Gruppe nicht verlängert hatte. Die wurde allerdings erst kurzfristig darüber informiert, dass nun keine neuen Volunteers kommen würden. Daraufhin musste das Studenthouse in Dar es Salaam geschlossen werden. Dies bedeutete für uns, dass wir uns im Hostel einmieten mussten, welches sich auf dem gleichen Campus wie das Studenthouse befand. Schon im Vorfeld hatten wir die Verantwortlichen vor Ort darum gebeten die Dinge, die wir noch im Studenthouse gelagert hatten, für uns aufzubewahren.

Nachdem wir angekommen waren und erst einmal ein bisschen Obst gefuttert hatten, während wir alle Neuigkeiten mit Luisa und Matthias austauschten, machten wir uns also auf den Weg die Klamotten abzuholen. Wir hatten nicht viel zurückgelassen, Anna gehörte ein Bilderrahmen, Anya eine Decke und mir ein Bild. Alle Sachen, bis auf mein Bild waren da. Die Verantwortlichen konnten sich das auch nicht erklären, irgendwo musste das Teil doch sein. Offensichtlich hatte das Bild entweder jemand mitgehen lassen, oder aber es wurde entsorgt. Natürlich war ich mega wütend, schließlich hatte ich das Bild extra auf Zanzibar gekauft und hart mit dem Künstler verhandelt, damit ich ein Weihnachtsgeschenk für Mama hatte. Aber, wie so oft, wurde ich mal wieder von dem Clownsverein meiner Organisation enttäuscht und das Bild war futsch.

Das Hostel hatte Matthias, Luisa, Anya und mir ein ganzes Haus zur Verfügung gestellt, welches sogar noch ein Zimmer mehr hatte, als das alte Studenthouse! Dort machten wir es uns Abends gemütlich und spielten Karten. Für Dienstag hatten wir, wie gesagt, einen Ausflug nach Bagamoyo geplant. Ich war den ganzen Tag von einem dezenten Déjà-vu Gefühl verfolgt, als wir an einem kleinen Busbahnhof in das vollkommen überfüllte Dalladalla stiegen und die Straße nach Bagamoyo fuhren. Zunächst wollten wir der örtlichen Krokodilfarm einen Besuch abstatten. Allerdings stellte sich die Idee eher als flopp heraus. Es war ganz nett sich die Tiere anzuschauen, aber die Gehege waren meiner Meinung nach viel zu klein und der Guide konnte kaum Englisch, sodass er auch unsere Fragen nicht beantworten konnte. Nichtsdestotrotz konnte man die teils mehrere Meter langen und weit über 30-jährigen Ungeheuer aus nächster Nähe betrachten. Das Angebot ein Foto mit einem der Tiere zu machen, natürlich mit Aufpreis, lehnten wir dankend ab.

Nach diesem doch eher komischen Ausflug knurrten mal wieder unsere Mägen. Nur gut also, dass wir den Weg zum altbekannten Poa Poa Restaurant kennen und so auf direktem Weg und auf meiner letzten Pikipikifahrt dorthin flitzen konnten. Auf einer der Dachterassen ließen wir es uns richtig gut gehen. Wir bestellten uns Wraps und Hähnchenspieße, sowie literweise Eiskaffee, Milchshakes und Fruchtsäfte. Dies ist eines der wenigsten Restaurants, wo man nicht gleich ein Vermögen für gutes Essen und Trinken ausgeben muss. Während wir unser Essen in der wohligen Wärme der Mittagssonne verdauten, ließen wir bestimmte Momente der letzten vier Monate revue-passieren. Anekdoten, Erinnerungen und Insider wurden nochmal zum besten gegeben.

Als es schon bald wieder Zeit wurde, um nach Dar zurückzufahren, erledigten wir noch schnell die letzten Einkäufe. Wobei schnell wie gesagt ein dehnbarer Begriff ist, hier in Afrika. Zunächst gingen wir bei einem Künstler shoppen, der uns schon beim letzten Mal sein Atelier gezeigt hatte. Er erkannte uns sogar wieder, anscheinend sind wir einzigartig :p Seine Freundschaftspreise verlockten mich dann doch zu einem Spontankauf, eine Ebenholzschale, so lang wie mein Unterarm und mindestens doppelt so breit, für umgerechnet 20€! Wenn das mal kein Schnäppchen ist. Die Sorgen, wie man das Tropenholz am besten durch den Zoll bekommt kamen erst später. Auch auf dem örtlichen Kunstmarkt füllten wir unsere Taschen noch einmal mit reichlich Kleinkrams und Plunder für Freunde und Familie.

Ich schaute einer Dame zu, wie sie die aufwendigen Ebenholzfiguren, hier als Makondefiguren bekannt, mit ihren Werkzeugen behandelte. Das steinharte Holz wird richtig mit Hammer und Meißel grob in Form gebracht und mit schweren Raspeln geglättet. Zum Schluss wird es in vielen kleinen Arbeitsschritten geschliffen und ggf. geölt. Ich bewundere diese mühselige Handarbeit sehr.

Mittwoch schauten wir alle etwas trantütig aus der Wäsche. Die Hitze setzte uns vermehrt zu und das viele Reisen in den letzten Tagen und Wochen machte sich auch bemerkbar. Dennoch tickte die Uhr und unsere Zeit hier in Tansania lief ab. Das bedeutete, dass wir die letzten Tage gut nutzen wollten. Als allererstes durfte natürlich das Souveniershoppen nicht fehlen. Frühmorgens starteten wir die Tour auf dem Mwenge-Markt, auf dem ich das letzte Mal an meinem allerersten Wochenende war, mit Hannah, Anya, Lucy und Robert. Hier fand ich schon ein paar Kleinigkeiten, die es auf anderen Märkten nicht gab. Die Preise hier waren jedoch vergleichsweise hoch, was aber auch daran liegen mochte, dass andere Touristen an dem Tag die Preise in die Höhe trieben.

Weiter ging es zum Slipway. Dort wurde nicht nur das Portemonaie nochmal aufgestockt, sondern auch die Einkäufe. Zum Glück hatten wir uns vorher grob überlegt, was wir noch alles brauchten, sonst wäre die Aktion vermutlich nach hinten los gegangen. Gegen Mittag hatten wir soweit alle Einkäufe beisammen und waren total erschöpft vom vielen Laufen und verhandeln mit den Standbesitzern. Beim angrenzenden Luxushotel genehmigten wir uns somit zurecht einen eisgekühlten Kaffee. Da wir zu nicht mehr viel fähig waren an dem Nachmittag wollten wir einfach nur die Seele etwas baumeln lassen und ließen uns von einem Bajaji zum nächsten Strand fahren. Abends sortierten wir alle unsere Einkäufe, rechneten Fahrtgelder und ähnliches auseinander und fielen erschöpft auf die Sofas im Hostel. Anya, die am nächsten Tag abreisen würde, schlug vor uns alle auf ein Essen in der Stadt einzuladen. Wir machten uns also etwas frisch und fuhren dann in die Innenstadt ins Bankenviertel, um dort südafrikanische Burger zu essen und in der Rooftopbar Cocktails zu schlürfen.

Der Abschied von Anya war anders als alle bisherigen, schließlich hatten wir eine gefühlte Ewigkeit miteinander verbracht. Matthias, Luisa und ich begleiteten Anya noch zum Flughafen und warteten, bis sie durch die Security gegangen waren. Danach wollten wir meine Reise zu einem gebührenden Ende bringen. Mit der Fähre setzten wir über auf die kleine Halbinsel und verbrachten den ganzen Tag am Sunrise Beach, schließlich wollte ich gebräunt wie ein kleiner Braunbär zuhause ankommen. Irgendwie war es sehr komisch dies alles jetzt hinter sich zu lassen. Man konnte sonst immer praktisch vor der Haustür an den schönsten Stränden liegen, sich durch das chaotische Getummel auf den Straßen kämpfen oder lauthals mit den Leuten über ihre Preise verhandeln. Das würde ich in Zukunft wohl nicht mehr können.

Deshalb bestand ich abends auch noch darauf in eine Bar zu fahren, in der es meinen absoluten Lieblings-shot gab. Der berühmtberüchtigte „G-Spot“ gab es ausschließlich in dieser Bar, eine echte Eigenkreation. Der braune und dickflüssige Inhalt schmeckte verboten intensiv nach Schokolade und trug eine Krone aus süßen Milchschaum, der mit Kakaopulver bestreut war. Einfach himmlisch das Zeug!

So geht alles nunmal zu Ende und auch wenn ich mich nun riesig freute wieder zurück nach Hause zu kommen, ordentliches Essen aufgetischt zu bekommen, saubere Wäsche tragen zu dürfen und in mein kuscheliges Bett zu kriechen, würde ich dieses Land und das Erlebte sehr vermissen.

Luisa und Matthias verließen Dar es Salaam früh am Freitagmorgen. Sie würden nach Tanga und von dort weiter nach Pangani fahren. Zum Abschied schenkten sie mir ein Foto von uns, sowie unser abgewetztes und schmuddeliges Kartenspiel als Andenken. Etwas einsam verbrachte ich den restlichen Tag alleine im Hostel. Ich packte meine Koffer, sonnte mich noch ein wenig, kaufte Obst und schaute Filme. Erst als es dunkel wurde kam endlich mein Betreuer, um mich zum Flughafen zu bringen. Nach anderthalb Stunden durch den Abendverkehr erreichten wir den Flughafen endlich, er half mir meine Koffer auspacken und entließ mich durch die Schleuse. Das war es also gewesen, meine Reise in das mir unbekannte Afrika. Ich hatte eine Menge gesehen und noch viel mehr erlebt und auch wenn nicht alles so gelaufen ist, wie ich mir das ursprünglich gedacht hatte, war ich doch froh um das, was hinterher passiert ist. Ändern wollte ich nichts mehr!

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