top of page

Happy New Year

Jedes Jahr kommt spätestens kurz vor dem Jahreswechsel die Frage auf, wie man das neue Jahr am besten feiert. In Deutschland hat man da diverse Optionen: privat/ öffentlich, mit wem und wenn privat, dann bei wem….? Das alles sind plagende Fragen, die in Tansania glücklicherweise nicht existieren.

Unser Plan war nämlich nach Dar es Salaam zu fahren, weil es in der riesigen Stadt vermutlich die besten Partys gab. Wir riefen also kurz nach Weihnachten dort im Studenthouse an, um uns anzumelden. Obwohl ich uns eigentlich schon vor einigen Wochen angekündigt hatte, hieß es jetzt plötzlich, dass wir doch bitte Miete zahlen sollten. Diese sollte läppische 10€ pro Tag und Person kosten. Ausgezeichnetes Essen in Form von Toastbrot und Reis, nette Gesellschaft durch die dort hausenden Ratten und absoluter Komfort in den Etagenbetten inklusive! Natürlich waren wir ziemlich verdutzt, schließlich brauchte noch niemand irgendetwas zahlen. Außerdem war der Preis viel zu hoch, selbst das Hostel nebenan kostete nur 7€. Nee, also sowas wollten wir uns nicht gefallen lassen. Wir brauchten also einen Plan B. Und wie es in Afrika so häufig vorkommt, muss man nur ein bisschen abwarten, bis sich neue Optionen ergeben. Nach dieser tollen Hiobsbotschaft saßen wir Mädels alle ziemlich geknickt auf der Terasse in Tanga und stopften uns mit den übrig gebliebenen Keksen voll, als Anna meinte, dass ein Freund, den wir in Dar es Salaam kennen gelernt hatten, für uns eine Wohnung auf Zanzibar klar machen könnte. Nein, quatsch, sowas lächerliches. Wir konnten doch jetzt nicht einfach spontan nach Zanzibar. So eine blöde Schnappsidee. Allerdings wurde aus Spaß relativ schnell Ernst, denn wir stellten uns die Frage: warum denn eigentlich nicht. Ele und Leo würden sowieso Silvester auf Zanzibar verbringen, ihr Ausflug war seit Monaten geplant und ein Freund aus der Heimat würde die beiden dort besuchen kommen. Innerhalb weniger Stunden wurden somit alle Leute zusammengetrommelt, um unser Vorhaben zu planen.

Ele, Leo, Lena und ich wollten schon am Sonntag nach Dar es Salaam fahren, mussten uns nur noch eine Unterkunft suchen. Meine Organisation hatte mir vor einigen Wochen geschrieben, dass sie ein neues Team für Tansania aufbauen wollten und ein Daniel aus Deutschland die Leitung übernehmen würde. Da ich wusste, dass Jans Chef aus dem Solarprojekt auf diese Beschreibung zutraf, rief ich ihn spontan an. Ob er nun der neue Ansprechpartner sei, da wir Probleme mit unseren ursprünglichen Ansprechpartnern hätten, wollte ich wissen. Der arme Daniel war sichtlich überrascht, hat sich unserer jedoch angenommen und versicherte uns, dass wir bei ihm unterkommen könnten. Perfekt! Lena wollte bei einer anderen Freundin übernachten, sodass nur Ele, Leo und ich zu Daniel kommen mussten. Ein Mitarbeiter von ihm holte uns aber sogar vom Busbahnhof in Dar es Salaam ab und brachte uns zum Haus von Daniel. Das Haus war für afrikanische Verhältnisse riesig und richtig schick. Außerdem lag es ziemlich abseits von der Innenstadt und es war somit schön ruhig. Da Daniel noch nicht wieder zuhause war, versorgte uns sein Mitarbeiter mit Essen und Obst.

Nachdem wir ein kleines Mittagsschläfchen gehalten hatten, kam auch bald Daniel wieder. Mit ihm wurde uns sein Praktikant, dessen Mutter und ein weiterer Besucher vorgestellt. Zusammen mit dem Praktikanten haben wir Mädels gekocht. Es gab Spaghetti mit Hackfleisch und Käse! So ein Essen waren wir schon lange nicht mehr gewohnt. Da wir Mädels eigentlich noch in die Stadt wollten, um in die Rooftopbar im High Spirits zu gehen, fragten wir Daniel, wie wir da am besten hinkämen. Nach kurzer Beratung beschlossen die anderen mit dem Jeep mitzukommen. Zu siebt quetschten wir uns also in den Wagen und los ging´s. Im High Spirits trafen wir noch Nadja und ihren Freund, die einen Zwischenstopp in Dar es Salaam machten, bevor sie ihren finalen Ausflug nach Zanzibar antraten. In gemütlicher Runde haben wir Cocktails geschlürft und geplaudert. Als die Bar kurz nach Mitternacht schon zumachen wollte, beschlossen die Jungs noch weiter zu fahren. Natürlich nur für einen Absacker, wie sie uns versicherten. Wir waren zwar schon sehr müde, schließlich hatten wir eine siebenstündige Busfahrt hinter uns, aber wir konnten jetzt auch schlecht nein sagen.

Es kam uns allerdings schon ein bisschen komisch vor, dass man am Eingang der nächsten Bar Eintritt zahlen musste und die Jungs direkt zur Bar stiefelten. Während die Leute zur Livemusik das Tanzbein schwangen, haben wir drei Mädels eher passiv in unseren Stühlen gehangen, in der Hoffnung bald ins Bett zu dürfen. Zum Glück sind wir dann um 3 Uhr nachts endlich nach Hause gefahren.

Am nächsten Morgen wurde ich von einer aufgeregten Leo geweckt, die erschrocken auf ihr Handy starrte und schrie, wir hätten verschlafen. Im Null komma nichts haben wir unseren Krempel in die Rucksäcke gestopft, haben uns umgezogen und sind aus dem Haus gestürzt. Es war ziemlich klar, dass die Mädels die allererste Fähre verpassen würden, aber die nächste gegen Mittag könnte klappen. Etwa anderthalb Stunden später erreichten wir endlich das Msimbazi Centre, wo auch das Studenthouse lag. Ich wollte dort bleiben, während die beiden anderen weiter zum Hafen fuhren. Tamara, eine andere Freiwillige einer anderen Organisation, wohnte in einer Wohnung nur wenige Meter vom Studenthouse entfernt. Dort konnte ich die nächsten Tage unterkommen und tagsüber immer mal wieder ins Studenthouse gehen, ohne Miete zu zahlen versteht sich. Am Dienstag kamen auch Jin-Ah und Anna aus Tanga. Jin-Ah hatte sich zwar dagegen entschieden uns nach Zanzibar zu begleiten, wollte aber Silvester in Dar verbringen. Am 31.12. ging es dann endlich los. Am Fährhafen hatten Anna und ich uns mit Anya verabredet. Tickets hatten wir uns schon vorreservieren lassen, sodass wir diese nur noch abholen brauchten. Das war auch bitternötig, wir hatten uns nämlich (mal wieder) ein wenig verspätet. Etwa eine Viertelstunde bevor das Schiff ablegen sollte, sind wir an Bord geklettert.

Als wir schließlich Zanzibar erreichten, waren wir zu faul und zu erschöpft, um mit unserem Gepäck Dalladalla zu fahren. Nach kurzer Verhandlung fanden wir aber ein Taxi, welches uns bereitwillig bis in den Norden der Insel nach Nungwi fahren wollte. Ele und Leo hatten uns bereits Nachrichten mit einer Wegbeschreibung geschickt, damit wir die Wohnung finden konnten. Das Haus, das wir suchten, befand sich direkt neben einer kleinen Hotelanlage und war in einem strahlendem Gelb gestrichen. Eine rustikale Treppe führte auf eine Veranda im ersten Stock, die zu unseren Zimmern gehörte. Das kleinere, seperate Zimmer gehörte zwei Schweden, die restlichen waren nur für uns. Wir hatten somit zwei großzügige und gemütliche Schlafzimmer nur für uns, sowie ein eigenes Badezimmer. Nach kurzer Erholung im Zimmer, wollten wir aber die anderen suchen. Anna, Anya und ich marschierten also in Richtung Strand, wo es nicht lange dauerte, die anderen zu finden. Ele und Leo spielten mit drei Kerlen Beachvolleyball. Es stellte sich heraus, dass zwei der Jungs die Schweden waren und der dritte im Bunde Eles bester Freund Filo.

Der Strand war super schön, klares blaues Wasser, weißer Sand, aber um einiges touristischer und voller als der Strand in Paje. Nach einer Abkühlung im türkisen Nass bei der wir aufgeregt die Ereignisse der letzten Tage austauschten, wurde es langsam Zeit sich Gedanken über die Abendplanung zu machen. In einer renomierten Bar in Nungwi stieg eine riesige Party an dem Abend. Normalerweise ist der Club für seine „Full-Moon-Party“ bekannt, die natürlich immer zu Vollmond stattfindet und zu der sämtliche Leute extra vom Festland aus anreisen. In unserer kuscheligen Kajüte wurde es gegen Abend hektisch und chaotisch. Wir vier Mädels flitzten zwischen den Schlafzimmern und dem Badezimmer hin und her, tauschten Outfits aus und schmierten uns das bisschen Schminke ins Gesicht, was wir zusammentragen konnten. Filo, der als Hahn im Korb das Spektakel beobachten musste, flüchtete nach einer Weile auf die Veranda. Als endlich alle soweit waren, setzten wir uns zunächst in die Bar der benachbarten Hotelanlage. Hier konnten wir noch eine Kleinigkeit essen und natürlich trinken. Unsere Runde wurde noch durch die Schweden und die Freunde aus Dar, die uns die Wohnung vermittelt hatten, ergänzt.

Der Abend war der Hammer! Kurz vor Mitternacht erreichten wir die Partystätte. Es gab ein richtiges Feuerwerk, super Musik und ausgelassene Stimmung. Auf drei Danncefloors wurde getanzt, der Schuppen hatte Zugang direkt zum Meer und man konnte richtig ausgelassen feiern. Erst kurz vor 6 sind wir wieder zurück zur Wohnung gefahren, es wurde schon wieder hell. Dadurch, dass sich der Tag komplett nach hinten verschoben hatte, wurde es fast Nachmittag, als wir vom Hunger getrieben aus den Betten schlüpften und uns auf Nahrungssuche in Richtung Strand begaben. Das enstpannte Rauschen vom Meer und die angenehme Wärme luden praktisch dazu ein, sich einfach in den Sand zu legen und zu schlummern.

Am nächsten Tag hatten wir großes vor. Nachdem wir ein riesiges Frühstück vom Hausbesitzer serviert bekamen (Spiegelei, Toast, Früchteteller, Marmelade und sogar Nutella!), fuhren wir zu einem Strand etwas außerhalb, um Bananaboot zu fahren. Zu viert sind wir auf die gelben Bananen geklettert, die hinter einem Jetski hingen und wurden für 15 Minuten über den indischen Ozean geschleudert. Es machte total Spaß, weil es doch relativ schwierig ist auf dem glitschigen Material Halt zu finden, solange die Banane auf und ab hüpft, bedrohlich schwankt und einem die Gischt ins Gesicht spritzt. Am Ende des Abends waren wir alle hoffnungslos erschöpft. Dennoch wollten wir den Abend schön ausklingen lassen, schließlich würde es für Anna, Anya und mir der letzte Abend auf der Insel sein. Desweiteren würde ich mich am nächsten Tag schon von Ele und Leo verabschieden müssen, da die beiden nach Zanzibar nach Südafrika reisen würden, um auch dort einige Monate zu verbringen. Wir kehrten also zum Abendessen beim Italiener ein und bestellten uns leckere Pizza und Pasta. Auch der Verdauungscocktail durfte nicht fehlen. Den bekamen wir nebenan auf einer Rooftopbar serviert. Das Candlelight-Dinner direkt an der Meeresfront, sowie die fruchtigen Cocktails waren wirklich das i-Tüpfelchen für unseren Spontantrip.

Am nächsten Morgen war es dann so weit. Wir genehmigten uns noch einmal ein Frühstück beim Hausbesitzer, der innerhalb der letzten Tage um ein ganzes Nutellaglas ärmer geworden war, und packten unsere Rucksäcke. Der Abschied von den Mädels fiel mir wirklich schwer. Man hatte jetzt schon einiges zusammen erlebt und viel Spaß gehabt. Natürlich war der Abschied nicht auf ewig, aber es könnte doch etwas dauern, bis ich die beiden wiedersehen würde. Nichtsdestotrotz mussten wir langsam los, die Fähre kriegen.

Nach geschlagenen drei Stunden, die wir mit Taxifahren und Anstehen am Ticketschalter verbracht hatten, waren wir endlich an der Reihe unsere Tickets für die Fähre abzuholen. Pustekuchen, dachte sich wohl die Verkäuferin. Für heute gäbe es keine Tickets mehr. Wie, was? Aber wir mussten doch wieder heim, übermorgen fing die Arbeit wieder an! Es ließ sich nichts machen, das Schiff war restlos voll. Da Anna aber Tickets für den Bus nach Tanga für den Mittag am nächsten Tag hatte, mussten wir zwangsläufig die erste Fähre am folgendem Morgen nehmen. Na toll, das war ja mal wieder gar nicht so gelaufen wie geplant. Aber wann lief denn schonmal irgendwas in Tansania nach Plan? Wir entschlossen uns den Nachmittag in Stonetown zu verbringen, jetzt wo wir schonmal da waren. Wir schlenderten ein wenig durch die Gassen, suchten uns Essen und entspannten im Café, wo wir unseren teuflischen Plan für die Nacht schmiedeten. Die zusätzliche Nacht auf Zanzibar würde natürlich noch weitere Kosten bedeuten und das bei einem sowieso schon sündhaften teuren Spontanausflug. Aber an dem gleichen Abend war Vollmond, was wiederum bedeutete, dass die „Fullmoon-Party“ stattfinden würde. Perfekt! Wir wollten unser Gepäck einfach in die Wohnung stellen, die Ele, Leo und Filo sowieso noch bewohnten und dann die Nacht einfach durchfeiern. So würden wir keine Miete zahlen müssen. Natürlich besprachen wir unseren Plan mit dem Wohnungsbesitzer, der uns verstand und dem Ganzen zustimmte. Gesagt, getan! Wieder warfen wir uns alle in Schale und die Outfits wurden neu gemischt. An der Bar im Nachbarhotel trafen wir noch zwei weitere Mädchen aus Deutschland, die allerdings zugegebenermaßen wenig Partystimmung versprühten, aber trotzdem mitkamen. Alleine die Taxifahrt war sehr lustig. Wir alle quetschten uns in ein Großraumtaxi und glühten zu den Klängen des Bongo-Flava vor. Die Party war heute nicht ganz so voll, wie an Silvester. Dies fand ich allerdings nicht schlimm, so blieb mehr Platz zum Tanzen. Die Musik war aber wieder wahnsinnig gut und auch die Stimmung ausgelassen.

Die Stunden flogen nur so vor sich hin, bis es Zeit war zu gehen. Bis wir allerdings alle Leute gefunden und eingesammelt hatten dauerte es. Mit erheblicher Verspätung trudelten wir bei der Wohnung ein. Mittlerweile war es etwa 5 Uhr morgens. Wir schlüpften schnellstmöglich in andere Klamotten, schulterten unsere Rücksäcke und stolperten die Treppe herunter, da unten schon das Taxi wartete. Dementsprechend kurz viel diesmal die Verabschiedung aus, aber das hatten wir ja zum Glück alles schon. Anna viel prompt in einen tiefen Schlaf während der Taxifahrt und auch ich duselte immer wieder weg. Gerade noch rechtzeitig erreichten wir die Fähre und bahnten uns wie drei wandelnde Leichen den Weg an Bord. Ich hab schon wesentlich erholsamere Bootsfahrten als diese erlebt, das Schiff schwankte erheblich, da die See sehr unruhig war. Dennoch kamen wir irgendwie am anderen Ende an. Leider war die Reise jetzt noch nicht zu Ende. Wir hatten es eigentlich vermeiden wollen, die gesamte Heimreise an einem Tag machen zu müssen, aber es blieb uns jetzt nichts anderes übrig.

Mit dem Bajaji machten wir uns auf den Weg zum Busbahnhof. Hier trennten sich unsere Wege. Die arme Anna hatte noch eine Busfahrt von etwa 6 Stunden vor sich, wir würden in 3 Stunden Morogoro erreichen. Zum Glück verkaufen Straßenverkäufer immer etwas zu essen, sodass ich mir zum Frühstück eine Tüte Cashewnüsse gegönnt habe. Fix und alle erreichten wir gegen Mittag die Stadt mit den Bergen.

So ein verrücktes Wochenende hab ich schon lange nicht mehr erlebt. Aber es war jede Sekunde wert! Auch wenn ich für den Rest des Nachmittags zu nichts mehr zu gebrauchen war, kann ich jetzt im Nachhinein sagen: was für eine geile Aktion! Ich würde sowas immer wieder machen und denke, dass man in einiger Zeit an diese Tage zurückdenken wird und anfängt zu schmunzeln, weil wir einfach unheimlich viel Spaß hatten. Dies war vermutlich einer der verrücktesten Ausflüge meiner gesamten Tansaniareise und ein verdammt guter Start ins neue Jahr...

RECENT POSTS:
SEARCH BY TAGS:
bottom of page