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Findet Nemo

Was macht man am besten nach den Vorkommnissen der letzten Woche? Genau, erstmal Urlaub machen! Relativ spontan saßen Anya, Anna und ich zusammen und haben uns überlegt, dass wir die Mädels in Tanga besuchen und von da aus nach Pangani fahren könnten. Pangani ist bekannt für seine wunderschönen Strände und Korallenbänke. Wir telefonierten also ein bisschen herum und fanden eine Unterkunft, die Zelte direkt am Strand vermietete, von Engländern geführt wurde und super gute Preise anbot. Das Hotel bot Schnorcheltouren an und besaß ein eigenes Restaurant, perfekt!

Vor einiger Zeit haben Anna und ich in Dar es Salaam Jan kennengelernt. Jan ist auch über unsere Organisation in Tansania, wohnt und arbeitet allerdings in einem Solarprojekt, weswegen er nicht viel vom Studenthouseleben mitbekommt. Wir wollten ihn einfach mal fragen, ob er mitkommen wolle. Natürlich hat es nicht viel Überzeugungskunst bedarf, um ihn zu überreden mitzukommen. Er fragte auch, ob eine Freundin, die mit einer anderen Organisation in Dar es Salaam war, auch mitkommen dürfte. Dagegen hatten wir natürlich nichts, vier Leute als Reisegruppe ist doch eine gute Größe.

Am Donnerstag nach der Arbeit sind wir also direkt mit dicken Backpacks zum Busbahnhof gefahren und haben uns in den nächsten Bus nach Tanga gesetzt. Tanga liegt an der östlichen Küste ziemlich nah an der Grenze nach Kenia, sodass wir gut 6 bis 7 Stunden gefahren sind. Unterwegs ging es Anya nicht so gut. Zum Glück waren wir irgendwann ziemlich geschafft da und konnten Lucas anrufen, den Bajaji-Fahrer der Volunteers, der uns ins Studenthouse gefahren hat. Jan und Elisabeth, die Freundin aus Dar es Salaam, waren schon vor ein paar Stunden angekommen und hießen uns willkommen. Außerdem begrüßten uns auch zwei weitere, neue Gesichter. Elena und Leonie waren erst eine Woche in Tansania und seit wenigen Tagen in Tanga. Anya, der es immer noch nicht besser ging, hat sich ersteinmal hingelegt. Jan, Elisabeth, Anna und ich sind zu der einzigen Pizzeria in Tanga gefahren, um unseren Urlaub mit ordentlichem Essen einzuläuten.

Am nächsten Morgen ging es Anya schon ein wenig besser. Gemeinsam haben wir alle zusammen gefrühstückt. Wir wollten den Vormittag in Tanga auf dem Markt verbringen, trotzdem haben wir den neuen Mädels vorgeschlagen, sie könnten nach der Arbeit theoretisch mit nach Pangani kommen, wenn sie wollten. Die beiden nickten euphorisch und wollten sich im Laufe des Tages melden. Wir sind also erstmal in die Stadt gefahren und haben haufenweise Obst und Stoffe eingekauft. Anya, die den Morgen über erstaunlich ruhig war, sah kreidebleich aus und gab zu, dass es ihr wieder etwas schlechter ging. Weil ich mir allmählich Sorgen machte, da eine einfache Magenverstimmung nicht unbedingt 24 Stunden dauert, habe ich direkt ein Bajaji herangewunken und gesagt wir wollten ins Krankenhaus. Wir wollten die anderen in Kürze wiedertreffen, schließlich würde alles vermutlich auf einen Malariaschnelltest hinaus laufen, es gab Medikamente und gut war. Am Empfang vom Krankenhaus versuchte ich den Menschen, mithilfe meines kleinen Kauderwelsch Sprachführers, verständlich zu machen, dass Anya einen Malariatest bräuchte. Wir bekamen einen Zettel in die Hand gedrückt und sollten warten. Während wir im Eingangsbereich auf den Bänken saßen ging es auf einmal rasend schnell bergab mit Anya. Nachdem sie zusammengeklappt war und ich ihre Füße hochgelegt habe, versuchte ich auf drei verschiedenen Sprachen um Hilfe zu rufen. Aber auch hier ist in so einer Situation Pole Pole angesagt. Endlich kam eine Dame im knallrosa Kostüm, schwarzen Schlappen und weißen Strümpfen, die bis zum Anschlag hochgezogen waren und half Anya, die wieder bei Bewusstsein war, in das Behandlungszimmer. Man darf sich ein afrikanisches Krankenhaus auf keinen Fall so vorstellen, wie ein europäisches. Von den Leuten in den medizischen Praktika hatte ich schon einige Horrogeschichten gehört. Zwar wurden parallel immer mindestens zwei Leute in dem relativ kleinen Zimmer behandelt, dafür war es hier erstaunlich sauber und gut ausgestattet. Der behandelnde Arzt konnte super gut Englisch sprechen, sodass er Anya gut verständlich Fragen stellen konnte. Nachdem sich die Schwestern wirklich rührend um Anya gekümmert hatten, wurde sie direkt an den Tropf gehangen. Während ich ständig Botengänge zur Apotheke machen musste, um Infusionen, Kanülen und Medikamente zu kaufen, wurde Anya von den Ärzten umsorgt. Schon nach den ersten Infusionen ging es ihr merklich besser. Die Gesichtsfarbe hatte sich wieder von aschgrau auf rosarot geändert und sie wurde allgemein wieder viel lebhafter. Die anderen trudelten auch im Laufe des Tages ein, brachten Obst mit und warteten mit mir.

Am späten Nachmittag waren wir fertig. Eigentlich hätten die Ärzte Anya gerne noch ein wenig da behalten, da sie ihr am nächsten Tag noch ein Medikament spritzen wollten. Anya wollte davon aber nichts wissen. Für heute war noch Pangani geplant, ihr ging es schon viel besser und außerdem war Anna doch OP-Schwester und konnte ihr doch demnach die Spritze geben.

Nach kurzen Diskussionen mit den Ärzten war das auch geritzt. Da waren wir noch einmal mit einem Schrecken davon gekommen. Nach diesem doch recht umfangreichen Tagesausflug war es schon recht spät geworden. Leo und Ele, die beiden Neuankömmlinge, schrieben uns, dass sie auch gerne mitkommen wollten, falls möglich. Natürlich war das möglich! Wir trafen uns also alle am Busbahnhof und sind nach Pangani gefahren. Als wir am Peponi Beach ankamen, war es schon dunkel. Wir wurden zu unseren Zelten geführt, haben dort unsere Taschen abgestellt und sind zum Essen gegangen. Ich habe Kokosnussmilch-Reis mit hausgemachtem Mangochutney und Gemüsecurry gegessen. Das war so unglaublich lecker, ich hätte mir gewünscht, dass das Essen nie aufhört. Der Reis hatte Ähnlichkeit mit Milchreis, halt nur mit Kokosgeschmack. Beim Abendessen und auch später, in der nach draußen offenen Lounge, haben wir zusammengesessen und über Gott und die Welt geplaudert.

Am nächsten Morgen wurde ich vom lauten Rauschen geweckt. Erst dachte ich, dass es regnen würde. Es stellte sich aber nach einem Blick aus dem Zelt heraus, dass es das Meer war, welches rauschte. Abends hat man wenig vom Meer sehen oder hören können, wegen der Gezeiten. Als ich fasziniert meinen Kopf aus dem Zelt streckte hüpfte außerdem ein Äffchen direkt vor unserem Zelt entlang und guckte mich mit großen Augen an, bevor es im Gebüsch verschwand. Soviel zum Thema: natürliches Umfeld.

Nach dem Frühstück stiefelte unsere ganze Mannschaft in die Rezeption, um sich mit Schorchelausrüstung einzudecken. Mit Taucherbrille, Schnorchel und Paddeln unter dem Arm sind wir direkt weiter zum Strand, an dem etwas abseits ein kleines Segelboot im Wasser schwamm. Nachdem wir alle in das urige Boot gehüpft sind und es uns einigermaßen gemütlich gemacht hatten, sind wir auf das Meer raus, um an den Korallenriffs zu halten. Dort durften alle ins Wasser. Mit unseren superschicken Taucherbrillen und dem Popo zum Himmel gestreckt sind wir durch das Wasser gedümpelt und haben uns die Unterwasserwelt angeschaut. Die Korallen waren wirklich super schön, teilweise bunt und ineinander verästelt. Wenn man etwas genauer hingeschaut hat, konnte man zahlreiche Fische entdecken, die in und um die Korallen herumschwammen. Die bunten Fische glitzerten im Wasser, oder flitzten um uns herum. Wir sind durch riesige Guppyschwärme geschwommen und konnten Anemonenfische beobachten. Man verliert im Wasser absolut das Zeitgefühl. Nach zwei Stunden sind wir wieder an Bord geklettert und haben erst dort gemerkt, wie hungrig und müde wir eigentlich waren. Natürlich war auch dafür schon gesorgt. Wir sind zu einer Sandbank weitergesegelt, die einfach nur traumhaft war. Das Wasser, welches die kleine Insel umgab war türkisblau und absolut durchsichtig. Der Sand pudrig-weiß und auf der Sandbank waren nur wir. Unsere Bootscrew hat mit ein paar dicken Pfählen und einem Segel eine Art Baldachin für uns gebaut. In dieser überaus entspannten Atmosphäre gab es Sandwiches und eisgekühlte Getränke. Hätte mich jemand gefragt, was man an dem Ort verbessern könnte, mir wäre nichts eingefallen.

Wir haben ein wenig im Wasser geplantscht, in der Sonne gelegen und die Zeit genossen, bis es zurück ging. Der Tag ging leider viel zu schnell um!

Den nächsten Morgen haben wir genutzt, um einfach noch ein wenig zu entspannen. In den Hängematten haben wir im wahrsten Sinne des Wortes abgehangen, gelesen und uns gebräunt. Dieser Ort ist wirklich perfekt, um einfach mal die Seele baumeln zu lassen, ich konnte den ganzen Stress der vergangenen Wochen einfach mal vergessen. Gegen Mittag mussten wir allerdings wieder unsere Rucksäcke schultern und uns auf den Rückweg machen. Nachdem wir ersteinmal eine ganze Weile auf einen Bus warten mussten, durften wir uns dann in ein vollgestopftes Dalladalla quetschen. Mit 32 Leuten fuhren wir gute 2 Stunden in einem Bus, der in etwa die Größe von einem VW Bulli hat. Das ist halt Afrika!

Das Wochenende war wirklich ein Traum und viel zu schnell vorüber. Ich hätte es auf jeden Fall länger an dem so ruhigen Ort ausgehalten, mit Privatstrand und solchen wunderschönen Sandbänken direkt vor der Nase. Auch unsere Gruppe hat sehr gut funktioniert. Diese Spontanität und Offenheit ist das, was ich an Afrika liebe. Ständig lernt man neue Leute kennen, die prompt in unsere kuschelige Gemeinschaft aus Volunteers integriert werden...

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