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Wo Wolken die Erde berühren

Endlich Wochenende! Zwar war die vergangene Woche keine wirklich anstrengende, da wir kaum zwei Tage gearbeitet hatten, aber trotzdem bietet das Wochenende eine Menge Zeit um Wäsche zu waschen und Ausflüge zu unternehmen. Nachdem wir am Samstagmorgen extrem früh aufgestanden waren, sind wir zum Sportplatz der örtlichen Uni gefahren, um Thomas bei einem Fußballspiel zuzuschauen. Da es ab spätestens Mittags fürchterlich heiß hier wird, finden die sportlichen Veranstaltungen meistens morgens oder am frühen Abend statt. In Afrika spielt Fußball eine sehr große Rolle. Hier wird regelmäßig Bundesliga geguckt, jeder kann die bekanntesten Spieler aufzählen und wenn Fußball läuft werden die kleinen Einkaufsbuden früher geschlossen und in der Stadt herrscht völliges Chaos auf den Straßen. Obwohl dieses Spiel nur klein und Uni-intern war, schienen die Jungs trotzdem voller Enthusiasmus dabei zu sein. Ein kleiner Lastwagen rollte die staubige Piste zum Sandplatz entlang, auf der Ladefläche riesige Lautsprecher, die die Nachbarn im Umkreis von gefühlten 100km mit fröhlichen-fetzigen Beats beschallten. Den meisten Spielern fehlte es an richtiger Sportkleidung. Oft haben die Jungs weder Schuhe, noch Hose, geschweige denn einheitliche Trikots. Wie sich die beiden Mannschaften unterscheiden konnten war mir ein Rätsel. Aber all das machte den energiegeladenen und drahtigen Kerlen nichts aus. Eher chaotisch als geordnet stürmten sie in dichten Staubwolken über den Platz, angefeuert von dröhnenden Vuvuzelarufen, bis sie sich laut prustend nach 90 Minuten auf den Betontribünen trafen. Nach dem Spiel ist bekanntlich vor den Spiel, deshalb fuhr der kleine Musiklaster gefolgt von einer Meute schwitzender Männer in Richtung Mensa zum Frühstück. Den Rest des Tages haben wir im Hotel verbracht und uns um unsere Dinge gekümmert.

Am Sonntag wollten wir nun endlich sportlich aktiv werden. Was eignet sich da besser, als die riesigen Uluguru-Mountains zu erkunden? Natürlich wollten wir nicht einfach in die Berge stiefeln und hatten uns deshalb bei einem Guide angemeldet. Ramangoma wohnt in den Bergen und macht ständig Touren durch die Berge. Er kennt jeden Baum und jeden Stein wie seine innere Westentasche, weil er schon als kleiner Junge dort aufgewachsen und herum geklettert ist. Wir hatten uns für heute was Großes vorgenommen, denn die einfache Tour war ja langweilig. Wir wollten bis nach oben zum Gipfel! Wild entschlossen stapften wir also in dicken Wanderschuhen die ersten Meter. Bei der Hitze wird einem allerdings schon innerhalb kürzester Zeit verdammt warm. Nach einer halben Stunde mussten wir die erste Pause machen. Erstmal verschnaufen und ein bisschen was trinken. Teilweise waren die Abschnitte sehr steil, die Wege uneben und unbefestigt. Einige Zeit und einige Pausen später wurden die Wege immer schmaler und eher zu Trampelpfaden. Trotzdem standen hier und da noch kleine Hütten in denen Selbstversorger lebten. Manchmal riefen uns auch aufgeregte Kinder zu, die sich freuten uns zu sehen. Immer weiter ging es hoch und es wurde immer anstrengender. Ich habe noch nie so verdammt viel geschwitzt. Mir lief das Wasser selbst den Handrücken runter. Einfach ekelig. Nachdem es erst schwül wie in einem tropischen Gewächshaus wurde, lichtete sich das Gestrüpp etwas und dahinter verbarg sich ein großes Felsplateau, über das ein Wasserfall verlief. Hier wehte ein erfrischender Wind und das Wasser war angenehm kühl. Wir machten es uns also erstmal ein bisschen gemütlich und genossen die Aussicht über Morogoro. Direkt vor uns plätscherte das Wasser bis zur Felskante, an der es herabstürzte und dahinter erstreckte sich die Landschaft. Aber wir konnten natürlich für immer da sitzen bleiben, wir wollten schließlich noch weiter. Wir haben uns noch zwei weitere Wasserfälle angeguckt, wovon einer wirklich wunderschön unter einer Waldlichtung lag. Der Wasserfall war unheimlich hoch und man wurde vom Sprühnebel gekühlt, während vereinzelte Sonnenstrahlen durch die Blätter schienen.

Wir krabbelten glitschige Lehmpfade entlang oder hangelten uns an Felsen herab, um wieder zurück auf unsere Wanderroute zu gelangen. Dort marschierten wir immer und immer weiter. Je höher wir kamen, desto müder wurden unsere Beine. Man musste teilweise sehr aufpassen, wo man seine Füße hinsetzte, da das Geröll sehr rutschig sein konnte. Auf halbem Wege haben wir einen Stopp bei der Hütte von Ramangoma gemacht. Dort wurden wir mit Erdbeeren und Bananen aus dem eigenen Garten verwöhnt. Wir haben uns also die Bäuche mächtig vollgeschlagen. Die letzten Meter zum Gipfel waren wirklich der Horror. Alle paar Minuten mussten wir schnaufend Pause machen und stolperten regelrecht vor uns hin. Und dann waren wir da. Mit letzter Kraft ließen wir uns auf dem Felsen ganz oben auf dem Berg plumsen. Die Aussicht war wirklich atemberaubend. Man konnte meilenweit gucken. Für jemanden der oft nur enge Städte oder die europäische Landschaft gewohnt ist, war diese unendliche Weite wirklich unbegreiflich. Egal in welche Richtung man schaute, die Landschaft sah überall anders aus. Von Bananenplantagen, zu braunen Graslandschaften, tropischen Waldgebieten und in der Ferne die Steppe. Tansania ist unglaublich vielfältig. Wir haben die Aussicht sehr genossen und uns ein wenig regeneriert, bevor wir so langsam den Abstieg starten mussten. Wir waren jetzt schon seit 7 Stunden unterwegs und um 6 Uhr Abends wird es dunkel. Mit Beinen wie aus Pudding sind wir den Berg heruntergerutscht und nach geschlagenen 9 Stunden Wanderung waren wir endlich wieder Zuhause. Das Abenteuer hatte sich definitiv sehr gelohnt! Für heute waren wir allerdings fix und alle. Nach dem Abendessen und der Dusche sind wir kollektiv in unsere Betten gefallen und haben einen frühen Abend gemacht.

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